Bildungspolitik im steten Wandel

26. November 2011
Toggenburger Tagblatt

MOSNANG. Regierungsrat Stefan Kölliker, der Vorsteher des kantonalen Bildungsdepartements, folgte einer Einladung der SVP Mosnang und stellte die Herausforderungen in der Bildungspolitik vor. Die Einschulung, die Oberstufe und auch das Wohl der Lehrpersonen wurden angesprochen.

SABINE SCHMID

Nicht nur in Mosnang, wo die Einheitsgemeinde eingeführt wurde, hat die Schule viele Veränderungen erlebt. Stetig sinkende Schülerzahlen, die Veränderungen in der Gesellschaft und die Rahmenbedingungen der politischen Instanzen bewirken immer wieder Reformen in der Schule. Regierungsrat Stefan Kölliker nahm daher gerne die Einladung der SVP Mosnang an und referierte am Donnerstagabend im Oberstufenzentrum vor zahlreichen Interessierten über die Herausforderungen in der Bildungspolitik.

Einheitlicher Lehrplan

Der Vorsteher des Bildungsdepartements stellte den Lehrplan 21 vor. Dieser soll in allen deutschsprachigen Kantonen die Ausbildung vereinheitlichen (siehe Stichwort). Jeder Kanton, betonte Stefan Kölliker, könne aber für sich entscheiden, ob er diesen Lehrplan einführen wolle. Die Erziehungsdirektorenkonferenz EKD sei aber bestrebt, dass möglichst alle Kantone diesen Lehrplan übernehmen. In diesem Zusammenhang kam Stefan Kölliker auf die Sexualpädagogik zu sprechen. Um diese drehte sich auch die erste Frage in der Diskussion. Mit der vorgestellten Lösung nehme die Schule zu viel Einfluss auf die Erziehung, denn Sexualität werde schon im Kindergarten thematisiert, bemängelte eine Zuhörerin. Stefan Kölliker gab ihr recht, dass die Sexualpädagogik nicht in diesem Mass im Lehrplan aufgenommen werden sollte. Er werde dies nicht unterstützen, versprach er. Wenn die Sexualpädagogik im Lehrplan 21 total von dem abweiche, was jetzt den Kindern vermittelt wird, dann werde er sich dagegen wehren, sagte er. Einen Grund, um den Lehrplan 21 nicht umzusetzen sei dies jedoch nicht. Denn es liege in der Kompetenz der einzelnen Kantone, die Sexualpädagogik nicht zu übernehmen.

Sieben Einschulungsmodelle

Stefan Kölliker kam in seinem Referat auch auf die Einschulung zu sprechen. Im Kanton St. Gallen gebe es sieben Einschulungsmodelle. Dazu käme noch die Basisstufe. «Die Regierung hätte nach Abschluss der Pilotphase den Schulgemeinden empfohlen, diese freiwillig einzuführen. Nun hat der Kantonsrat aber entschieden, dieses Projekt zu stoppen», erklärte Stefan Kölliker den Stand der Dinge. Auf Antrag des Kantonsrats wird die Regierung Bericht erstatten über diese Einschulungsmodelle. Darin werde auch die Basisstufe erscheinen, sagte der Regierungsrat weiter. In der Diskussion kam zutage, dass der Kindergarten die Gemüter bewegt. Eine Mutter bemerkte, dass der Eintritt in den Kindergarten mit vier Jahren zu früh sei. Er habe seit zweieinhalb Jahren keine solche Beschwerde mehr gehört, sagte Stefan Kölliker. Es liege aber in der Kompetenz der Schulgemeinden, ein Kind um ein Jahr zurück zu stellen. Auf die Frage, warum es auch im Kindergarten Blockzeit gebe, antwortete Stefan Kölliker, dass diese nicht aus pädagogischen Gründen eingeführt wurde. «Wir haben Blockzeiten, weil die Gesellschaft dies verlangt.» Die Probleme mit den Blockzeiten im Kindergarten sind im Bildungsdepartement bekannt. «Wir sind intensiv daran, die Forderungen umzusetzen», sagte Stefan Kölliker und fügte an: «Aber alles geht nicht.»

Qualität in der Region sichern

Der Regierungsrat stellte auch die neue Schulaufsicht vor, die im kommenden Frühling im Kantonsparlament diskutiert werde. Der Kanton habe ein Qualitätskonzept, in dessen Rahmen eine Regionale Schulaufsicht vorgesehen ist. Der Kantonsrat habe nun beschlossen, diese Regionale Schulaufsicht abzuschaffen. Das Bildungsdepartement stand nun vor dem Problem, die Qualitätsüberprüfung neu zu regeln. Diese Aufgabe übernimmt eine externe Stelle, welche die Schulen in einem gewissen Rhythmus kontrolliert. Dies in Ergänzung mit der Überprüfung durch das Amt für Gemeinden, die es bisher schon gibt. Es habe ihm nicht gefallen, dass sich das Bildungsdepartement dadurch von den Schulgemeinden distanziere, sagte Stefan Kölliker. Aus diesem Grund werden Mitarbeiter des Bildungsdepartements vermehrt den Austausch mit den Schulen suchen. Die daneben notwendige Rekurskommission wollte Stefan Kölliker nicht in St. Gallen zentralisieren. Deshalb wird es im Kanton vier Kommissionen geben. Stefan Kölliker führte aus, dass diese Qualitätssicherung gleich viel kostet wie das jetzige Modell.